Feuersteinstrasse

Im Web stieß ich bei der Suche nach interessanten Fahrradtouren auf die „Feuersteinstraße“. Schon vor 7000 Jahren sollen unsere Vorfahren Feuersteine aus dem Regensburger Raum nach Prag gebracht und dort gegen allerlei Brauchbares eingetauscht haben. Das interessierte mich ungemein und gemeinsam planten wir, diese Tour zu realisieren. Wir haben etwa 5 Monate für die Vorbereitungen benötigt und am 23. Mai ging’s los.

 Samstag, 23. Mai 2009
„Der ICE 505 hat ca. 20 Minuten Verspätung“, „Der ICE 505 fällt wegen Getriebeschaden aus“. Dies waren die Durchsagen, die uns am 23. Mai um 11.00h auf dem Bahnsteig in Siegburg erreichten. Enttäuscht und wütend verließen viele Fahrgäste den Bahnhof doch ca. 20 Minuten später lief dann unser Zug ein, während noch immer die Durchsage lief: „Der ICE 505 fällt wegen Getriebeschaden aus.“ (Was es das, was Herr Mehdorn meinte, als er die Bahn „börsenfertig“ machen wollte?)
Tatsächlich kamen dann aber noch weitere 20 Minuten Verspätung dazu und unser Anschlusszug von Frankfurt nach Regensburg war fort. Über Nürnberg sind wir dann mit ca. 2 Stunden Verspätung in Regensburg angekommen und im Hotel die Hiobsbotschaft: Unsere Räder sind n
icht da!
Die hatten wir mit dem Vertragsspediteur der Deutschen Bahn AG, Hermes, vorausgeschickt. Lt. Bestätigung Hermes hätten die Räder am Samstag ankommen müssen. Die „Hotline“ von Hermes verriet uns dann gegen die stattliche Gebühr von 1,55€, dass „keiner zu Hause und erst Montag nach 8.00h wieder jemand zu sprechen sei“.

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Sonntag, 24. Mai 2009
Wir saßen also fest und schauten uns in Regensburg um. Eine Bootsfahrt auf der Donau, das Anwesen derer von Thurn & Taxis und den Biergarten mit leckeren Grillwürstchen auf Kraut. Urlaubsstimmung wollte sich aber nicht einstellen. Immer wieder drehte sich das Gespräch um die fehlenden Räder und evtl. Alternativen. Leihräder, neue Räder kaufen oder gar den Urlaub abbrechen 

Montag, 25. Mai 2009
Ab Montag 8.00h nervten wir Hermes so lange, bis unsere Räder endlich gefunden wurden. Um 14.00 wurden sie geliefert. 48 Stunden zu spät.
Leider hatten wir unsere ersten beiden Etappen durch das „Regental“, die als „Warmup“ gedacht waren, bevor wir den Böhmer Wald ereichten, verpasst und fuhren mit dem Zug direkt nach Furth im Wald. Unser Hotel „Am Steinbruchsee“ lag zwar etwas weit außerhalb, bot aber herrliche Ruhe und vorzügliche Forellen.

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Dienstag, 26. Mai 2009
Nun geht es endlich los.

Hier sind die Berge etwas höher als bei uns und der Weg ging rauf und runter, quer durch den Bayerischen Wald, an schönen, blumengeschmückten Bauerhäusern vorbei. Gegen 11.00h erreichten wir die tschechische Grenze. Tschechien, Mitglied der EU, hat keine Grenzposten mehr, aber an den Straßen merkten wir sofort, dass wir „woanders“ waren. Radwege? Fehlanzeige! Bis Prag nur Bundes- und Nebenstraßen, mit mehr oder weniger viel Verkehr. Straßenzustand teilweise eine Katastrophe. Kopfsteinpflaster, bei dem häufig einzelne Steine fehlen, Straßenbelag teilweise nur rudimentär vorhanden, oder buckelig mit Schlaglöchern übersät.
Auch die Häuser: Sehr schmucklos, vergammelnde Plattenbauten, überall Autowracks und der zu Nase gehende Verdacht, dass Kanalisation hier noch keine Rolle spielt. Gegen 11.30h erreichten wir Kdyne, unsere erste tschechische Stadt. Hier verlassen wir den offiziellen Radweg, da uns die Burg von HorÅ¡ovský Týn als besonders besichtigenswert empfohlen wurde. 

Geldwechsel, ein Kaffe und weiter nach Domazlice. Auf der Bundesstraße machten wir dann die ersten Kontakte mit den riesigen Trucks, die oft nur in Handtuchbreite an uns vorbei brausen, immer eine kräftigen Windsog verursachend. Ich frage mich, warum ich keinen Sturzhelm mitgenommen habe. Die Straßen haben keinen Seitenstreifen, es geht direkt einen halben Meter tief in den meist mit Schlamm gefüllten Straßengraben.

Domazlice erreichten wir gegen 13.00h. Völlig entnervt, verschwitzt und durstig. Am großen Marktplatz fanden wir ein schattiges Plätzchen und stillten unseren Durst. An die niedrigen Preise muss man sich erst mal gewöhnen. Ein halber Liter Pilsner Urquell ca. 1 €, Kaffe 0,50 €, Flasche Wasser mit 1,5 Liter ca. 0,25 €. Nicht nur mir fällt auf, dass die tschechischen Damen mit ihren Reizen sehr offen umgehen und Einblicke gewähren, die hier bei uns zu Missverständnissen führen könnten. 

Nach der Pause geht’s zum letzten Abschnitt Richtung HorÅ¡ovský Týn. Von 400 m geht’s hoch auf über 550 m. Es ist um die 25 Grad und schon nach einer guten halben Stunde sind die Wasservorräte wieder verbraucht. Von den Bergen aus haben wir eine wunderbare Aussicht auf die herrliche Landschaft…….. aber auch auf ein heranziehendes Gewitter. Für die 12 km lange Stecke brauchen wir 1,5 Stunden und sind froh, endlich im Hotel anzukommen.
Im Hotel das erste tschechische Abend-essen. Es schmeckt alles wunderbar, nur der mit Marmalade gefüllte Palatschinken zum Nachtisch ist nicht der wahre Renner. Wir spielen noch eine Weile Skibbo, während draußen mit Starkregen und lautem Krachen ein Gewitter heruntergeht.

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Mittwoch, 27. Mai 2009.

Nach dem Frühstück besichtigen wir die wirklich sehenswerte Burg HorÅ¡ovský Týn der gleichnamigen Stadt (Bischofsmützenstadt) Die angekündigte „Deutsche Führung“ entpuppt sich als ein sehr sympathischer junger Mann, der kein Wort Deutsch spricht, uns dafür aber eine Ãœbersetzung seines Führungstextes in die Hand drückt.

Wir brechen auf, Richtung Pilsen. Wieder Bundesstraße. Einen eingezeichneten Radweg, der uns auf „unseren Radweg“ zurückbringen sollte, finden wir nicht. In Stod geht die Bundesstraße mächtig gegen den Berg und auf der Suche nach dem Bahnhof weist uns „glücklicherweise“ ein Schild den offiziellen Radweg Nr. 2270, um diesen Abschnitt der Straße zu umgehen.
 In einer kleinen Bäckerei trinken wir einen letzten  Kaffee. Der „Radweg“ geht erst mäßig, dann steil bergan, ist aber glatt geteert. Nach und nach jedoch erscheinen dicke Lücken im Straßenbelag. Die werden  immer größer und nach 5 km stehen wir vor völlig aufgeweichtem, morastigem Untergrund. Wir schieben unsere Räder durch die Pampe und holen uns mächtig nasse Füße. Auf dem vorerst höchsten Punkt des Weges ist es trocken. Zeit für’s Mittagessen, das heute aus trockenen Brötchen, Wasser und Tatschlenka besteht, so eine Art Schwartemagen.Wir schieben  nun wieder den Berg hinunter, allerdings auf der anderen Seite. Der Weg geht durch ein trockenes Bachbett, völlig mit Sand und Geröll angefüllt und schließlich landen wir auf einer Wiese. Hier stehen brusthoch Gras und Brennnesseln. Aber immer noch der Radweg Nr. 2270. Nach gut 2 Stunden erreichen wir den Ort Lazany. Ãœberall leer stehende Häuser, halb abgerissene Fabrikhallen und eine handvoll Menschen, die an einer Bushaltestelle warten und uns ansehen, als seien wir Aliens.
Keine Zeit für Pausen, denn wir sind mit unserem Zeitplan um Stunden zurück und müssen noch bis Pilsen. Ãœber Dnesize erreichen wir wieder den “Radweg Nr. 3“ und fahren wir dann an einer riesigen Fabrik für Betonsteine vorbei, deren Lastwagen uns mächtig zusetzen. Wir merken an den Häusern, dass wir uns Pilzen nähern. Schmucke, gepflegte Einfamilienhäuser mit schönen Gärten, teilweise mit Pool, gerade wie bei uns, zeigen den Wohlstand der Menschen.
Pilzen selbst ist eine laute Industriestadt und wir sind froh, endlich unser „Hotel Pilzen“ zu finden. Schickes Hotel mit 3 Sternen, aber 4 Sterne wert. Auch hier essen wir lecker zu Abend und schlafen traumlos, bis uns um 6.00 h die Müllabfuhr  mit lautem Getöse aus den Betten holt. Nun ja, ab 7.00h gibt es Frühstück und um 8.00h sitzen wir wieder auf den Rädern. Besichtigen lässt sich um diese Zeit noch nichts, das geht überall erst ab 10.00h los.

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Donnerstag, 25. Mai 2009.
Der „Ausstieg“ aus Pilzen gestaltet sich recht schwierig, da die aufgestellten Wegweiser sich mit der Karte widersprechen und uns mehrfach in die Irre führen. Schließlich schaffen wir es aber doch noch und fahren an der „Pilsner Urquell Brauerei“ vorbei aus Pilzen heraus. Für eine Besichtigung ist es noch immer zu früh, obwohl schon einige Reisebusse da sind, die sich ihrer Fracht entledigen.

Nun geht es wieder den Berg hoch, durch einen Wald, vorbei an schönen klaren Seen, bis unser Radweg mal wieder urplötzlich zu Ende ist, obwohl die Karte einen Weg ausweist. Anfangs noch mit spitzen Schottersteinen „belegt“, löst er sich dann ganz auf. Also wieder durch die Wiesen schieben, ausgetretenen Fußpfaden folgen, um riesige Wasserpfützen herum, bis wir endlich wieder auf einer Straße landen. Wir sind in Rokycany, die erste Hälfte unserer Tagesetappe ist vollbracht. Allerdings waren wir für die 30 km rund 5 Stunden unterwegs und haben noch 30 km vor uns. Das Wetter schlägt um. Hatten wir am Morgen noch einige Sonnenstrahlen, zieht es sich nun zu und es kommt ein unangenehmer, kalter Gegenwind auf. Während wir auf dem Marktplatz sitzen und Brötchen mit Würstchen essen, beginnt es leicht zu regnen. Wir suchen den Bahnhof und wollen mit dem Zug die restlichen 30 km bis Horovice zurücklegen. 

Im Bahnhof fühle ich mich wie durch eine Zeitmaschine um Jahre zurückversetzt. Es gibt 2 Fahrkartenschalter, die mit echten Menschen besetzt sind. Freundlich geben Sie Auskunft, beraten mich. Öffnungszeiten: 04.00h-23.30h. Als unser Zug einläuft, steigt der Schaffner aus, weist uns den Weg zu einem Abteil und hebt die Räder plus Gepäck in den Zug. Am Ziel angekommen, steht er schon freundlich am Abteil und trägt alles wieder auf den Bahnsteig. Lächelnd winkt er uns zu, ein Trinkgeld ablehnend. Die ganze Fahrt, 30 km mit 2 Rädern, kostet 2,00 €. In Bayern kostet eine Fahrradkarte 4,50€. Dafür hat man dann aber auch Null Service und die ewige Fummelei mit widerspenstigen Automaten.

Vom Bahnsteig in Horovice können wir schon in der Ferne unser Hotel sehen. Leider liegt dazwischen ein Tal und wir müssen vorsichtig den steilen Hang hinunter und auf der anderen Seite wieder hoch. Wieder beginnt es zu regnen. Während wir unsere Räder in der Garage verstauen, platscht es dann richtig los und hörte auch erst spät am Abend wieder auf. Das Essen war wieder sehr lecker, der englisch sprechende Ober war sehr nett und half uns, unsere Aussprache zu verbessern.

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Freitag, 29. Mai 2008

Am frühen morgen scheint zwar die Sonne, aber es ist saukalt. Außerdem ist auch wieder Regen angesagt. Wir verlassen das „Hochland“ und fahren auf einer 35 km Strecke von 450 auf 200 m runter nach Karlstejn. Die erste Strecke ist eine phantastische Abfahrt von 7 km, immer leicht den Berg hinunter. Leider zieht es sich wieder zu und es beginnt zu tröpfeln. Nach einigen „kartenbedingten Umwegen“ erreichen wir dann gegen 12.00h Karlstejn an der Berounka. Auf der „Zielgeraden“ zum Hotel beginnt ein Wolkenbruch, dem wir dann leicht angefeuchtet mit Flucht auf’s Zimmer entgehen können.

Das Hotel liegt am Fuße der Burg und heißt wohl „Drachenloch“. Auch hier gibt es vorzügliches Essen, aber die Zimmer haben schon etwas mit „Drachenloch“ zu tun. Offiziell 3 Sterne, aber davon war mindestens 1 Stern woanders entliehen worden. Für den Nachmittag war die Burgbesichtigung geplant, aber es schüttet ohne Gnade, so dass wir den Nachmittag Karten spielend verbrachten.

 Samstag, 30. Mai 2009
Am nächsten Morgen: verhangener Himmel, kein Regen, aber kalt. Die Burgbesichtigung kann steigen und war wirklich großartig. Auch hier gibt es die Sage vom Ritter mit dem Drachen. Ähnlich der Siegfriedsage. Um den entsprechenden Wahrheitsgehalt der Geschichte zu unterstreichen, stellt man einen „versteinerten Drachenkopf“ aus, der aber mehr an ein kleines Krokodil erinnert.
Nach der Besichtigung regnet es wieder und wir fahren die restlichen 30 km mit dem Zug nach Prag. Diesmal zahle ich ca. 2,20 €. Es ist ein moderner doppelstöckiger Zug, in den wir die Räder einfach hineinfahren können. 

In Prag ist der erste Teil der Tour, die Feuersteinstraße, zu Ende und wir haben 2 Tage Besichtigung eingeplant.

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Die Moldau-Elbe-Tour. 

Bei leichtem Regen fahren wir in Prag ein und sind platt, über so viel Touristen. Dicht an dicht, vergleichbar mit dem Kölner Karnevalszug schieben sich die Menschen durch die engen Gassen. Radfahren ist im Bereich der Altstadt nicht möglich. Wegen der vielen Straßenbahnschienen und wegen des Kopfsteinpflasters ist das Radeln in Prag nicht sonderlich anzuraten. Geduldig schieben wir unsere Räder bis zum Hotel, das sich ein bisschen ziert, bevor es sich von uns finden lässt. Hotel Tyl, 4 Sterne, und die hat es auch verdient. U-Bahn nur 3 Minuten entfernt, leider keine Küche. 
Als ich uns an der Rezeption anmelde, fragt die Rezeptionistin Elena, wo unser Auto steht. Ich erkläre, dass wir auf Rädern unterwegs seinen und selten habe ich gesehen, wie jemand vor Staunen der Unterkiefer herunterklappt. Wir dürfen die Räder hinter der Rezeption verstecken, müssen aber dafür mit den schmutzigen und triefenden Rädern quer durch die Halle schieben. Sonja findet das peinlich, aber schon nach wenigen Minuten ist jemand da, der die Halle wieder blitzblank putzt.
Das Zimmer ist super! Schöne große Dusche, stabile Betten und reichlich große Handtücher. Wir duschen, ziehen uns trockene Sachen an und beginnen mit der Erkundung von Prag.  Es werden für ca. 50 € Stadtrundfahrten in Oldtimern angeboten. Aber dafür ist es einfach zu kalt und zu nass.

 Sonntag, 31 Mai 2009.

Wir unternehmen eine Stadtrundfahrt und schlendern durch die Altstadt. Mit der Linie 22 fahren wir durch die Vororte und sehen, was 50 Jahre Kommunismus so alles anrichten kann. Abends essen wir bei „U Schwejk“. Hier soll der „brave Soldat“ immer sein Bier getrunken haben. Das Essen ist wirklich empfehlenswert und dazu gibt es leckeres Schwarzbier, direkt vom Fass!

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Montag, 1. Juni 2009

Es geht weiter nach Melnik. Wir verlassen Prag. Zum Start geht es einen steilen Berg hinauf. Wir haben ja zwischenzeitlich schieben gelernt und tragen es mit Fassung. Natürlich geht es auf dem Berg wieder runter und am Schloss Troja erreichen wir dann den Radweg entlang der Moldau. Der Radweg ist eine Wohltat. Frisch asphaltiert, ohne Straßenlärm läuft er malerisch durch die Uferlandschaft. Doch unser Glück währt nicht lange. Unvermittelt, ohne jede Warnung ist der Radweg zu Ende und wir stehen auf dem Uferbankett, das nicht zu befahren ist. Also wieder schieben. Heute ist es richtig heiß und die Sonne brennt uns auf dem Rücken. Nach 2 km werden wir dann durch das kleines Dorf Vodochody „umgeleitet“, und müssen von der Moldau weg, ca. 40 Minuten einen Berg hinaufschieben.

Oben angekommen, haben wir Durst und finden mitten in der Pampa sage und schreibe 3 Restaurace. Bei einem lassen wir uns nieder, und trinken, trinken, trinken. Nach der Pause geht es dann noch ein Stück den Berg hinauf und auf einer steilen Straße wieder runter zur Moldau. Steile Abfahrten sind in Tschechien immer mit größter Vorsicht „zu genießen“, da häufig urplötzlich der Straßenbelag fehlt, Schlaglöcher auftauchen oder die Wegstrecke allgemein so schlecht ist, dass man schieben muss, will man nicht vom Rad geschüttelt werden. An der Moldau vorbei geht es auf einen kleinen Trampelpfad weiter. Nach der Schleuse dann auf  der Uferstraße.
Mittagspause in Kralupy. Hier gibt es frischen Leberkäse im Brötchen und einen heißen Kaffee.
Wir überqueren wieder die Moldau und fahren durch Wiesen und Wälder auf verkehrsarmen Nebenstraßen ganz entspannt Richtung Melnik. Eine Gierponte  bringt uns kurz ans andere Ufer, dann taucht  auch schon Melnik  am Horizont auf. Wie nicht anders zu erwarten, liegt Melnik auf einem Berg, den es herauf-zuschieben heißt. Bei Melnik fließen Elbe und Moldau zusammen. Diese Stelle ist aber ziemlich zugewachsen und von oben kaum zu sehen. Die Elbe ist hier noch ein schmales Flüßchen, etwa mit der Agger vergleichbar.

Unser heutiges Domizil liegt zwar im Zentrum, aber doch 150 m tiefer als das selbige. Nach dem Duschen fahren wir mit dem Taxi zum Essen, den Berg wieder hinauf, denn  wir haben beide „weiche Kniee“.
Beim Abendessen kommen wir mit dem Koch ins Gespräch, der in den Wintermonaten in Freiburg und im Sommer in Melnik kocht. Das Essen war vorzüglich und unsere Gespräche auf deutsch/tschechisch waren sehr lustig.

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Dienstag, 2. Juni 2009.

Es ist uselig und kalt. Vorbei am Atommeiler Melnik mit dem dazugehörenden Kraftwerk geht es nun an der Elbe entlang weiter nach Litomerice. Das Kraftwerk macht durchaus einen recht bedrohlichen Eindruck und ich bin froh, als es endlich aus den Augenwinkeln verschwindet. Erst spät kommt die Sonne heraus und wärmt uns ein bisschen auf. Ansonsten fahren wir auch heute wieder ganz entspannt mal am Ufer, mal durch Wiesen. Auf der Karte sind einige Gasthäuser eingezeichnet, doch sie stehen entweder leer, stehen zum Verkauf oder sind schon „entsorgt“ worden. Wir haben aber immer Proviant dabei und müssen nicht hungern.

Gegen 15.00h erreichen wir Litomerice. Endlich mal sind wir mit der geplanten Zeit ausgekommen. Unser Hotel erweist sich als echtes Schmuckstück und liegt mitten in der Stadt, direkt am Marktplatz. Wir schauen uns die Stadt an, tätigen einige Einkäufe und essen dann auf der überdachten Hotelterrasse zu Abend. Auch hier essen wir sehr gut und wie immer, zu kleinen Preisen. 

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Mittwoch, 2. Juni 2009

 Heut ist es nur noch 8 Grad und wir haben einen beißenden Wind, direkt aus Norden. Schafskälte. Ich trage 3 T-Shirts übereinander, hätte aber auch gerne Handschuhe und eine lange Hose angezogen. War leider nicht vorhanden. Bei Velké Žernoseky fahren wir durch die „Böhmische Pforte“ Hat viel Ähnlichkeit mit dem Mittelrhein. Mühsam kämpfen wir uns gegen den Wind, fahren an der Burg Schreckenstein vorbei und erreichen gegen Mittag Usti. Eine Industriestadt. Nichts für uns, schnell weiter. Doch der Gegenwind macht es uns schwer. Hinter Usti kein Radweg mehr, aller Verkehr über die Straße, bis Decin, unsere letzte Station in Tschechien. Mittags mal wieder Wasser, Brötchen. Eine Wildschwein-salami, die ich seit Furth im Walde im Gepäck habe, wird heute als Notration geopfert.

Kurz vor Decin beginnt es zu regnen und mit letzter Kraft erreichen wir „halbtrocken“ unser Hotel. Wir fühlen uns ziemlich ausgelaugt und essen früh zu Abend. Das Essen ist heute auch keine kulinarische Erbauung. Ziemlich lieblos und fade. Wir spielen noch einige Runden Skiboo und gehen früh schlafen. 

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Donnerstag, 4. Juni 2009

Der nächste morgen ist noch kälter und es regnet ein bisschen. Wir beschließen, mit dem Zug bis nach Bad Schandau zu fahren. Dort wären wir dann gegen Mittag. Wir hoffen, dass bis dahin der Wind abnimmt und die Temperatur zu. Ab Bad Schandau sind es noch 50 km bis Dresden.

Diesmal ist die Zugfahrt nicht so einfach. Ich muss für unsere Räder eine Erklärung unterschreiben, dass die Räder uns gehören, dass wir sie selbst nach Tschechien eingeführt haben, dass wir sie selbst ausführen und in Deutschland nicht verkaufen. Die Eurokraten hinterlassen überall Ihre Exkremente. Da wir nun auch deutsches Gleismaterial befahren, zahlen wir wieder deutsche Preise, fast 20,00€ für 20 km. 
Mit einem kleinen Bahnbus fahren wir nach Bad Schandau und obwohl es immer noch recht kalt ist, erscheint die Stadt freundlich, Blumen geschmückt und an vielen Ecken laden  Bänke zum Sitzen ein.

Nach einer Kaffeepause geht’s an die Elbe, Richtung Dresden. Die Elbe schlängelt sich in vielen Windungen und ja nach Himmelsrichtung gibt es Gegen- oder Rückenwind. In Königstein überqueren wir mit der Fähre die Elbe, sehen die gleichnamige Festung von unten und brausen mit Rückenwind Richtung Pirna. Unterwegs bietet ein kleiner Gasthof frisch gegrillte Würstchen an. Da können wir natürlich nicht nein sagen. Direkt gegenüber, Stadt Wehlen, kommt das Elbsandsteingebirge in Sicht. Kurze Zeit später sehen wir dann auch die Bastei-brücke von unten. Erst zu Hause erfahre ich, dass mein Freund einige Tage vorher, ebenfalls an der Bastei-Brücke war, allerdings „oben“! Sehr beeindruckend ist die Sicht auf die Felsen und würde der Wind nicht so pfeifen, könnte man länger bleiben. In Pirna essen wir trotz der Kälte erst mal ein großes Eis. Leider bekommt man in Tschechien nur Fabrikeis minderer Qualität und wir genießen die Leckerei.
Weiter an der Elbe vorbei Richtung Dresden. Jetzt fast nur noch Gegenwind. Die vielen, schön angelegten Biergärten machen Lust auf eine kleine Paujse, aber es ist effektiv zu kalt um draußen zu sitzen. Außerdem tröpfelt es mal wieder.

Schon von weitem sehen wir „Das blaue Wunder“. Eine Stahlbrücke, die 1895 gebaut wurde und damals als blau gestrichenes, technisches Wunderwerk galt. Auf der anderen Elbseite suchen wir die Standseilbahn, die uns auf die Höhen von Dresden transportieren soll, denn dort liegt unser Hotel. Nach einigem suchen werden wir fündig und werden in Kabinen sitzend durch einen Tunnel nach oben gezogen.  Immerhin 100 Höhenmeter, die wir nicht schieben müssen. Das Hotel ist eine gut erhaltene Villa aus der Gründerzeit. In der Nachbarschaft essen wir zu Abend und gucken danach ein bisschen Fernsehen. 

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Freitag, 5. Juni 2009

Der Hotelier hat uns erklärt, dass die Innenstadt komplett gesperrt ist. Obama ist gekommen und mit Sightseeing ist heute nix. Da es immer noch sehr kalt ist, beschließen wir, das „Elbamare“ aufzusuchen. Ein großes Schwimmbad mit Sauna. Wir möchten uns mal wieder so richtig aufwärmen. Mit einer Tageskarte für den  Dresdener ÖPNV bewaffnet, (6,50€), erreichen wir das Ziel. Das Ausleihen von Bademänteln und Saunatüchern ist nicht möglich. Wer aber schleppt  schon auf einer 500km Fahrradtour immer Bademantel und Saunatuch mit sich herum? Bei einem nahe gelegenen Billigmarkt erstehen wir einen Stapel kleine Handtücher, die uns gute Dienst leisten. Am späten Nachmittag fahren wir in die Innenstadt. Obama ist wieder weg und die Absperrungen werden gerade weggeräumt.  Nach einem Kaffee fahren wir wieder ins Hotel.

Samstag, 6. Juni 2009

Hermes hat unsere Räder abgeholt, die am Dienstag wieder zu Hause sein sollen. (Doch wir werden erneut auf eine harte Geduldsprobe gestellt.)
Wir warten an der Haltestelle auf den Sightseeing Bus und fahren rund 2 Stunden durch Dresden. Dabei  erfahren wir allerlei Neues und buchen eine Besichtigung in der Semperoper. Leider regnet es mal mehr, mal weniger, so dass Fotografieren kaum möglich ist. In der Semperoper, sehr beeindruckend, habe ich dann keine frischen Akkus mehr.

Dresden gefällt uns sehr gut und wir möchten gerne mal wiederkommen. Aber bei schönem Wetter. Abends essen wir wieder im „Weißen Hirsch“ und sortieren schon mal unsere Habseligkeiten für die Rückreise. 

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Sonntag, 7. Juni 2009
Wir packen und fahren mit dem Bus zum Bahnhof. Dort lagern wir unseren „Kram“ im Schließfach und erkunden die Stadt zu Fuß. Noch immer ist es um 12 Grad, aber es regnet nicht mehr. Ganz knapp verpassen wir den Ausflugsdampfer. Aber es gibt auch ohne Dampfer noch viel zu sehen. Gegen 14.00h fahren wir mit dem Zug zum Flughafen, um 16.00h geht’s ab nach Köln. Unser „Billigflieger“ nimmt pro Gepäckstück 5,00 €.  Bei 4 Packtaschen  immerhin 20,00 €. Mit Packband kleben wir je 2 Packtaschen so zusammen, dass wir nur noch 2 Gepäckstücke haben. Beim Einchecken merke ich, dass man dort  über unsere „Gepäcklösung“ gar nicht erbaut ist und wir werden “zur Strafe” an die „Aufgabe für Sperrgepäck“ geschickt. Dort ist „Holland in Not“, denn der zuständige Computer hat keine Lust. Die hinter der Glasscheibe herumsitzenden „Kräfte“ wohl auch nicht. Nach einer Beschwerde bei der Aufsicht wird das Gepäck  per Hand gewogen und abgefertigt. Nun möchten  wir auf der Aussichtsterrasse etwas trinken, aber wir werden des Feldes verwiesen. Man könne nur „brunchen“, aber nichts trinken.

Irgendwie hatte ich mir Dienstleistung immer anders vorgestellt. 

Pünktlich um 16.00 h fliegen wir los und als wir eine Stunde später in Köln landen, geht gerade ein starkes Gewitter herunter. Na ja, das kennen wir nun schon.

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Dienstag, 9. Juni 2009

Heute kommen unsere Räder an. So der Plan. Aber nichts passiert. Mittwoch wieder stundenlange Telefonate mit Hermes. Per e-mail teilt man uns mit, wir sollten das Schadensformular ausfüllen und die Räder als Verlust melden. Dann würde sich ein Sachverständiger bei uns melden. Wir wollen aber weder das Eine noch das Andere. Wir wollen unsere Räder.
Also weitertelefonieren. Am Donnerstag ist lt. Hermes kein Suchen möglich, da in NRW Feiertag ist.  Und das, obwohl niemand weiß, ob unsere Räder überhaupt schon in NRW angekommen sind.
Freitag das gleiche „Theater“. Erst am frühen Nachmittag werden wir informiert, dass die Räder gefunden worden sind und  Freitag Abend geliefert werden. Eine tolle logistische Leistung! Schlamperei hat einen Namen: Hermes!

In der gleichen Zeit hätten wir auch mit dem Rad nach Hause fahren können!

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Stellen wir uns zum Schluß die Frage, ob wir das Ganze noch mal machen würden, dann ist die Antwort: Jein.
Ja, immer wieder mit dem Rad in Urlaub, aber Nein, wenn es um Tschechien geht. Mit Sicherheit ist die Tschechische Republik ein interessantes Urlaubsland mit vielen schönen Burgen und leckerem Essen, aber für Radfahrer nicht geeignet. Ein herzliches Dankeschön an meine Frau, die nie gemeckert hat. Grund hätte es gegeben. :-)

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